Und klar, da bin ich nicht der Einzige. Auch viele andere kreative Chaoten haben Berge an unfertigen Projekten herumliegen – oder zumindest habe ich mir das eingeredet, damit ich mich besser fühle. Es gibt aber auch definitiv Leute, die besser in der ganzen “Etwas planen und das dann auch wirklich tun”-Sache sind als ich und ich beneide diese Leute, gleichzeitig verstehe ich sie aber ungefähr so gut wie Leute die ohne enorme Überwindung um sechs Uhr aufstehen können. Ich finde das toll und bewundernswert, aber gleichzeitig auch irgendwie unsympathisch.

Es ist aber auch wichtig dazuzusagen (besonders falls das hier potenzielle zukünftige Arbeitgeber lesen sollten), dass nicht alles gleichermaßen liegen bleibt. Wenn ich mich gegenüber jemand anderem verpflichtet fühle, etwas zu tun, dann mache ich immerhin neun der zehn Dinge. Ich weiß, das ist immer noch nicht alles, aber immerhin ist es 900% der Durchschnittsquote.

Am meisten bleiben also die Dinge liegen, die ich nur für mich selber mache – und bei denen ich mich dann bei niemandem rechtfertigen muss, wenn ich sie letztendlich doch nicht tue. In meinem Fall sind das zum Beispiel Video-/Filmprojekte für meine zahllosen YouTube Kanäle, aber auch die Dekoration von meinem Wohnheim-Zimmer, regelmäßige Zeichenübungen, zu Leuten mal wieder Kontakt aufnehmen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe… und, ja, dieser Blog gehört auch dazu.

Das Dümmste ist, dass ich all diese Dinge gefühlt schon Tausend mal in meinem Kopf durchgespielt habe. Wenn ich all die Zeit, die ich damit verbringe, mir vorzustellen, wie ich Videos mache, stattdessen dazu verwenden würde, das tatsächlich auch zu tun, dann wäre ich wahrscheinlich schon längst YouTube Millionär – oder zumindest hätte ich mehr als vier Videos auf meinem Hauptkanal.

Auch ironisch ist an der ganzen Geschichte, dass die Dinge, die ich nie fertig mache, immer die allerbesten Sachen sind – sagt zumindest mein Gehirn, welches, wie wir ja bereits etabliert haben, ein unzuverlässiger Erzähler ist. Die Sachen, die ich wirklich fertig mache, sind vielleicht ganz okay, ich kann zumindest Stolz darauf sein, dass ich Arbeit rein gesteckt habe. Aber die Sachen, die nur in meinem Kopf existieren, sind großartig und perfekt und wenn ich sie nur aus meinem Kopf in die Realität transportieren könnte, dann wären würden alle sehen, was für ein Genie ich doch bin.

Natürlich weiß ich, dass das das alles so nicht funktioniert. Die Dinge in meinem Kopf sind (noch) nicht echt und durch den kreativen Prozess würden ihre Makel erst sichtbar werden. Projekte verändern sich ja auch während dem Machen, indem man eben die entstehenden Fehler korrigiert. Und ich bin ehrlich gesagt auch immer wieder überrascht, dass die Dinge, die ich so produziere, dann am Ende oft doch kein kompletter Müll sind, und manchmal sogar ganz gut. ABER ICH WILL NICHT GANZ GUT, ICH WILL PERFEKT, UND PERFEKT GIBT ES NUR IN MEINEM KOPF. Und deswegen lasse ich die Dinge am Ende lieber in meinem Kopf.

Und dazu kommt dann halt noch die gute alte Aufschieberitis. Ich bin so süchtig nach “ich mache das später”, ich würde am liebsten mein ganzes Leben später machen und dafür jetzt meine Ruhe haben. Das einzige Problem ist natürlich, dass später entweder irgendwann zu jetzt wird – oder halt eben nicht. Beides ist auf seine eigene Art Mist. Das eine ist halt für eine kurze Zeit sehr Mist, aber dann langfristig gut und das andere ist kurzfristig super, aber langfristig Mist – oder zumindest schade.

Soweit also die Theorie. Ich wollte aber eigentlich auch ganz gerne über ein paar aktuelle Beispiele reden und darüber, wie ich mit der Zeit dann doch langsam besser darin werde, die Aufschieberitis in Grenzen zu halten.

Aber das muss ich leider auf ein andermal verschieben, denn was ich im Moment gerade aufschiebe, ist Schlaf. Tja.